Wissenschaftlich Schreiben mit ChatGPT und anderen KI-Tools.

Schreiben und Lehren in Zeiten von ChatGPT

Lohnt es sich überhaupt noch, selbst zu schreiben?

3/6/20243 min read

Spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT im Juni 2020 wurden Künstliche Intelligenzen (KI's) an Bildungseinrichtungen zum Thema. Auf Studierendenseite stellt sich die Frage Lohnt es sich überhaupt noch, selbst zu schreiben?, vor deren Hintergrund der Einsatz schriftlicher Prüfungsformen grundsätzlich fraglich wurde. Zugleich teilen viele von uns die Intuition, dass eigenständiges Schreiben irgendeinen Wert besitzt und als Kulturfähigkeit erhalten werden sollte.

Weder pauschalisierende Verbote noch ein unkritischer Einsatz sind also eine Option. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile von KI's zu nutzen, ohne dabei essentielle Elemente der Bildung, wie kritisches Denken, Kreativität und die individuellen Ausdrucksfähigkeit zu verlieren. Denn schließlich: Für wen schreibt KI, wenn wir irgendwann verlernt haben, komplexe Gedankengänge nachzuvollziehen?

Grenzen von KI's

Wer schon einmal mit ChatGPT gearbeitet hat, weiß um die Schwächen der technisch generierten Texte: Wissenschaftliches Schreiben erfordert ein spezifisches Fachwissen, das über das hinausgeht, was derzeit in den Trainingsdaten von KI's enthalten ist. Die ausgegebenen Informationen sind oft allgemein und oberflächlich, mitunter auch falsch. Außerdem sind die Programme gegenwärtig noch nicht in der Lage, sprachliche Feinheiten und Bedeutungsnuancen zu erfassen. Gerade in geisteswissenschaftlichen Texten kann dadurch der Inhalt verfälscht werden. Quellenangaben darf man von ChatGPT ebenfalls nicht erwarten – oder um die KI selbst zu zitieren: "Diese Aussage beruht auf allgemeinem Wissen".

Derzeit, gegenwärtig, noch – ja, die genannten Hürden werden vermutlich in naher Zukunft überwunden werden. Doch gegenwärtig gilt: KI-generierte Texte entsprechen nicht den wissenschaftlichen Qualitätsstandards, können also nicht mit Copy & Paste einfach in wissenschaftliche Arbeiten übernommen werden.

Nutzen & Einsatzmöglichkeiten

An den richtigen Stellen eingesetzt, sind KI's dennoch leistungsstarke und vielfach unterschätze Werkzeuge wissenschaftlichen Schreibens. Wie können wir sie sinnvoll einsetzen?

  • In der Recherchephase: Für Themensammlungen, Zusammenfassungen, Verständnisfragen, Literaturempfehlungen, Konzeptideen, sogar ganze Gliederungsentwürfe

  • In der Rohtextphase: Für informative Passagen, Begriffsdefinitionen, als Abwechslung in langen Schreibeinheiten, zum Einstieg in Texte, die uns schwerfallen, und um die Hürde des leeren Blattes zu überwinden

  • In der Überarbeitungsphase: Für alternative Formulierungsideen, stilistische Verbesserungsvorschläge, um überkomplexe (Wissenschafts-)Sprache zu vereinfachen

KI's generieren schnell und ohne eigenen Rechercheaufwand Textentwürfe, die wir anschließend überarbeiten müssen – der Schreibprozess kehrt sich top down um. Für mich persönlich kostet das etwa genauso viel Zeit, wie das selbstständige Schreiben bottom up.

Zugleich entstehen top down meiner Erfahrung nach andere Texte: Ihnen fehlen die synthetischen und kreativen Leistungen des Schreibprozesses; sie sind weniger innovativ, originell und persönlich, denn im Gegensatz zu guten Autor:innen besitzt die KI natürlich keine eigene, authentische Schreibstimme (voice).

Potentiale selbstständigen Schreibens

Als Schreibende stellen sich mir also folgende Fragen: Was kann und soll das Schreiben für mich leisten? Wie gut, originell und persönlich soll mein Text sein? Je nach Textsorte und Tagesform werde ich darauf unterschiedlich antworten; manchmal entscheide ich mich für Qualität und Persönlichkeit, manchmal für Ressourcenschonung.

Ist mir die Textqualität wichtig, überwiegen die Potentiale der Textproduktion bottom up: Im Schreiben ordnen sich Gedanken, Fragen klären sich, Bezüge scheinen auf, Konzepte entstehen. Oft wird erst irgendwann im Schreibprozess das eigene Erkenntnisinteresse deutlich und der Forschungsfokus gewinnt an Gestalt – der sogenannte Geistesblitz ist keine Eingebung von außen, sondern das Resultat tiefgehender Auseinandersetzung mit einem Thema, die sich unbewusst fortsetzt. Schreibprozesse dienen auch in der Wissenschaft der Selbstklärung und Selbstvergewisserung.

Die interessantesten Texte legen diesen Weg der Selbstvergewisserung offen – das Erkenntnisinteresse der Schreibenden, die praktische und persönliche Relevanz der Fragestellung, Abwägungen und Urteile, die sich nicht hinter dem Deckmantel vermeintlicher Objektivität verstecken. Gut geschriebene wissenschaftliche Texte können Leser:innen in ihren Bann ziehen. Das heißt nicht, dass mich KI im Schreibprozess nicht unterstützen kann (s.o.). Doch an den zentralen Punkten meines Textes setzte ich mich bewusst dem leeren Blatt und damit der Herausforderung eigenständigen Schreibens und Denkens aus. Dazu braucht es Mut, Schreibkompetenz und eine eigene voice, die sich erst selbstständig schreibend entwickelt.

Konsequenzen für die Lehre

Wollen wir Studierende trotz und mit KI zum selbstständigen Schreiben und Denken ermutigen, müssen wir Unterrichts- und Prüfungsformen finden, die nicht reproduktives, sondern innovatives Denken in den Mittelpunkt stellen, und die praktische und persönliche Bezüge fördern. Wissenschaftliches Schreiben in Zeiten von ChatGPT erfordert deshalb, den subjektiven Blickwinkel, das Ich in die Wissenschaft einzulassen und zu stärken.

Dieser Text wurde mithilfe von ChatGPT geschrieben :)